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CityPortraits Blog

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Betty Jeanne Rueters-Ward – Organisationsberaterin, “Babys Erstes Jahr” Leiterin

 

Betty-Jeanne Rüters-Ward arbeitet als Organisations­beraterin, Gemeinschafts­organisatorin und Professorin. Sie ist als Deutsch-Amerikanerin in Boston aufgewachsen und wohnt jetzt mit ihrer Familie in Brooklyn. Ab Januar 2018 wird sie die CityKinder “Baby’s Erstes Jahr” Gruppen in Brooklyn leiten.

Find the English version of the interview here!

Liebe Betty Jeanne, du bist Amerikanerin aber sprichst ohne Akzent Deutsch. Woher kommt das?

Mein Vater ist Amerikaner und hat schon seit der 9. Klasse deutsch gelernt. Während der Uni studierte er ein Jahr in Marburg und traf meine Mutter, eine deutsche Studentin. Sie entschieden sich in die USA zu ziehen, und ihre Kinder – meinen Bruder und mich – zweisprachig zu erziehen.
Obwohl es keine Deutsche Schule bei uns gab, gaben sie sich viel Mühe, dass wir nicht nur deutsch sprachen, sondern auch deutsch lesen und schreiben lernten. Das unterstützten auch unsere deutschen Verwandten: Meine Oma schenkte uns bei jedem Besuch Geld um uns deutsche Bücher auszusuchen. Meine Tanten machten Videoaufnahmen vom Deutschen Fernsehen der 80er und 90er Jahre und schickten sie uns. Meine Cousinen gaben uns ihre Hörspielkassetten. Wir hatten Brieffreundschaften mit Kindern und Erwachsenen in Deutschland, und flogen jeden Sommer nach Deutschland.
Da ich jetzt selbst Kinder habe und hoffe, dass sie mindestens einigermaßen zweisprachig werden, erkenne ich, wie gut das meine Eltern hingekriegt haben. Ich bin ihnen sehr dankbar.

Welche Sprache hast du in deiner Kindheit am meisten gesprochen und wie handhabst du dies nun als Mutter? Gibst du die deutsche Kultur an deine Kinder weiter?

Mit meinen Eltern sprach und spreche ich eigentlich nur Deutsch. Wir sprechen nur miteinander Englisch wenn wir gerade im Gespräch mit jemandem sind, der kein Deutsch versteht. Meine amerikanischen Freunde haben es oft mitbekommen, dass meine Eltern und ich vor ihnen Deutsch sprachen.
Mein Bruder und ich hatten den Vorteil, dass wir uns die Geschwistersprache aussuchen und abwechseln konnten. Wir hatten sogar eine Geheimsprache (Deutsch) die keiner in der Schule verstand. Als Onkel spricht er nur Deutsch mit meinen Kindern.
Und jetzt spreche ich mit meinen Kindern nur Deutsch. Sie hören viel Englisch – von meinem Mann, zwischen mein Mann und mir, bei der daycare/Kita usw. Da meine Kinder nicht so viel Zugang zur Deutschen Sprache haben als ich es als Kind hatte, ist es mir wichtig, dass sie viel Deutsch von mir hören. Als ich schwanger wurde lernte ich bei einem Program von CityKinder und dem Deutschen Haus über die OPOL (“One Parent One Language”) Methode – diese benutzen wir jetzt in unserer Familie. Und deshalb bitte ich deutschsprachige Verwandte und Freunde, dass sie auch viel Deutsch mit meinen Kindern sprechen.

Ist dir die deutsche Kultur wichtiger geworden, umso älter du geworden bist?

Als ich älter wurde und nicht mehr bei meinen Eltern wohnte, wurde es immer wichtiger für mich. Manchmal vergingen mehrere Tage, oder sogar Wochen, ohne dass ich Deutsch sprach oder zu hören bekam. Das fehlte mir. Ich begann Taschenbücher auf Deutsch zu lesen um meinen Wortschatz zu verbessern und das Leben in Deutschland etwas besser zu verstehen. Ich las zum ersten Mal einen Roman, den mir meine Cousine gegeben hatte “Bis(s) Zum Morgengrauen”. Damals las ich noch ziemlich langsam – es dauerte also einige Zeit, bis ich wusste, dass es sich um das amerikanische Buch “Twilight” handelte!
Ich sparte auch als junger Erwachsene mein erstes eigenes Geld um so oft wie möglich nach Deutschland zu reisen, um meine Verwandten zu Besuchen und die deutsche Kultur etwas zu erleben.
Als ich später schwanger wurde, wurde es mir noch wichtiger, da ich meine Kinder mit der deutschen Sprache und Kultur erziehen wollte. Ich freute mich so, als ich dann CityKinder fand!

Hast du es in der Kindheit eher als Vorteil oder als Nachteil angesehen, zweisprachig zu sein? Gab es vielleicht Situation die dir besonders positiv oder besonders negativ in Erinnerung geblieben sind?

So weit ich mich erinnere, war es immer von Vorteil, zweisprachig zu sein. Ich hatte Einsicht in eine ganze andere zusätzliche Welt – Deutschland, und die deutsch/amerikanische Diaspora. Und als Amerikanerin hatte ich was besonderes und geheimnisvolles an mir – so wie meine Freunde, die mit der Familie Chinesisch oder Spanisch sprachen.
Meine Eltern können sich nur an eine Situation erinnern, wo ich die Zweisprachigkeit als Nachteil sah. Da war ich noch sehr jung, und noch nicht lange in dem amerikanischen (englisch-sprachigen) Schulsystem. Ich wollte, so wie meine Mitschüler, der Klasse berichten was ich am Wochenende gemacht hatte, aber mir fehlten ein paar englische Wörter. Zu der Zeit war wohl mein deutscher Wortschatz noch größer als mein englischer. “Ich hörte mich zu Deutsch-isch an!” beklagte ich mich bei meinen Eltern. Daran kann ich mich allerdings nicht erinnern. Und sonst hatte ich so gut wie keine Schwierigkeiten mit Englisch: ich bekam es ja oft genug in der Schule, mit Freunden und in den Medien zu hören.

Gab es in deiner Kindheit schon eine deutsche Community in Boston?

Ich bin in den 80er und 90er Jahren in der Nähe von Boston aufgewachsen. Es gab in der Gegend zwar einen deutschen Lebensmittelladen, ein deutsches Restaurant, und das Goethe Institut, aber sonst nicht viel. Bei einem internationalen Newsstand an der Harvard University konnte man deutsche Zeitungen kaufen – allerdings nicht mehr ganz aktuell.
Meine jetzige Nachbarin, dessen Enkelkind so alt wie meine Kinder ist, wohnte in den 80er und 90er Jahren als deutschsprachige Mama in Brooklyn. So etwas wie CityKinder gab es in NYC nocht nicht. Dafür traf sich meine Nachbarin aber mit anderen deutschen Familien zum Kaffeetrinken, Plaudern und Spielen – eine informelle Krabbelgruppe so zu sagen. Sie trafen sich bei der deutschen Kirche in Brooklyn Heights. Viele Jahre – eine ganze Generation – später, freue ich mich, dass sich bald eine neue deutsche Babygruppe an der selben Kirche wieder treffen wird!

Und deswegen engagierst du dich jetzt auch in der deutschen Community?

Ich engagiere mich in der deutschen Community weil es mir sehr wichtig ist, dass meine Kinder so viel wie möglich von der Deutschen Sprache und Kultur – von ihrer eigenen Identität und Familie – verstehen. Außerdem hat Zweisprachigkeit kognitive und soziale Vorteile: sie schafft zum Beispiel Empathie und Verständnis für verschiedene Arten von Menschen.
Da mein Mann und ich miteinander Englisch sprechen, und da wir nicht oft nach Deutschland reisen können, suche ich nach anderen Möglichkeiten, um meinen Kindern Deutsch nahezubringen. Die Seminare, Events, Baby und Krabbelgruppen durch CityKinder haben mir viel geholfen. Ich habe jetzt ein Netzwerk von anderen deutschsprachigen Mamas, mit denen ich fast jeden Tag in Kontakt bin. Wir unterstützen einander und unsere Kinder spielen miteinander, und das ganze passiert auf Deutsch. Ich lerne auch von diesen Eltern mehr über die deutsche Kultur – und ich kann dafür Europäische ExPats meine Expertise über die amerikanische Kultur anbieten.
Ich freue mich besonders, eine neue “Baby’s Erste Jahr” Klasse in Brooklyn zu starten. Diese Klasse habe ich selbst mit meinen Kindern erlebt – es hat mir viel geholfen als neue Mama. Die Gruppe bietet Bewegung und Musik für die Babys, emotionale Unterstützung für Eltern, und Tipps und Ressourcen zum Thema Kindererziehung in New York – und alles auf Deutsch. Jetzt bieten wir zum ersten Mal eine Gruppe in Brooklyn Heights an, die nicht nur von Brooklyn sondern auch von Manhattan, Queens, und sogar New Jersey gut zu erreichen ist. Ich freue mich schon, neue Mamas zu unterstützen, deutsche Kinderlieder mit den Babys zu singen, und weiterhin die deutsche Community in NYC aufzubauen.

Erinnerst du dich an bestimmte Bücher oder Lieder aus deiner Kindheit, die deine Mutter oder Vater dir vorgetragen haben?

Bei jedem Deutschlandbesuch freute ich mich am meisten, im Supermarkt Hörspielkassetten zu kaufen – „Bibi Blocksberg“ und „TKKG“.

Aber am bedeutungsvollsten war und ist mir das Buch “Momo” von Michael Ende. Einige Teile kenne ich auswendig. “Es war eine lautlose und unmerkliche Eroberung, die tagtäglich weiter vordrang, und gegen die sich niemand wehrte, weil niemand sie so recht bemerkte. Und die Eroberer – wer waren sie?” Das Buch verstand ich zuerst als Kindergeschichte, fast wie ein Märchen: „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte.” Aber als Erwachsene verstehe ich „Momo“ noch ganz anders.

Als Theologin interessiere ich mich dafür, was diese Geschichte – die für mich eher zeitlos und universell ist – über das Wesentliche auf der Welt zu sagen hat. Als ich in einer Kirche an der Upper East Side von Manhattan eine Predigt zu „Momo“ hielt, reagierte die Gemeinde stark. Die meisten von ihnen hatten noch nie von „Momo“ gehört – wenn sie überhaupt Michael Ende kannten, war es wegen „Die unendliche Geschichte“. Aber die Geschichte von “Momo” berührte sie sehr. Es hat mir viel bedeutet, diese deutsche Literatur einem amerikanischen Publikum vorzustellen. Die einzige Möglichkeit, um vollständig zu kommunizieren was die Geschichte für mich bedeutete, bestand darin, etwas davon laut auf Deutsch vorzulesen. Obwohl die Gemeinde meine Worte nicht verstehen konnte, wollte ich, dass sie dieselben Vokale und Konsonanten hören, die ich als Kind gehört habe.

Gibst du die deutsche Kultur an deine Kinder weiter?

Weil ich nicht nur die Deutsche Sprache aber auch die Deutsche Kultur weitergeben möchte, bin ich dankbar für CityKinder. Wir freuen uns auf die Familien Events so wie der St. Martin Laternenlauf, die Partys für Weihnachten und Fasching, die Picknicks im Park, und noch andere Möglichkeiten unsere Deutsch-amerikanisches Community aufzubauen.

Würdest du dich eher als Amerikanerin oder Deutsche ansehen? Was sind Eigenschaften, die du aus der jeweiligen Kultur angenommen hast?

Ich sehe mich 100% als Deutsch-Amerikanerin (German-American). Das Eine oder das Andere bin ich nicht, das ist mir immer wieder klar. Wenn ich Deutschland besuche merke ich, dass ich nicht ganz dahin passe – ich gehöre eher zur amerikanischen, als zur deutschen Kultur. Aber in Amerika fehlt mir immer etwas, dass sich nicht ganz in das amerikanischen Leben und in die englische Sprache übersetzen lässt. Um meine ganze Identität zu verstehen und wahrzunehmen, muss ich beides sein. Ich lebe also in dem Deutsch-amerikanischen Diaspora. Das ist manchmal ganz schön schwer und einsam: es fehlt mir immer etwas, oder ich fühle mich mal als ob ich “nicht Deutsch genug bin” und anders als ob ich “nicht Amerikanisch genug bin”. Es ist aber auch etwas ganz besonderes: ich habe Zugang zu mehr von der Welt, und mehr von der Menschlichkeit. Ich habe mehr als ein “Zu Hause” in jedem Sinne des Wortes.

Liebe Betty Jeanne, vielen Dank für das tolle Interview.

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